Langsames Reisen – für viele nur schwer vorstellbar, wieso gerade diese Art des Reisens besser sein soll. Wieso es eigentlich besser ist, sich Zeit zu nehmen und im Endeffekt auch weniger zu sehen.
Am Anfang meiner ersten großen Reise kam es mir gar nicht in den Sinn, langsamer zu reisen. Vielleicht auch ein paar Tage länger in einer Stadt zu bleiben, auch wenn es dort nicht viel zu sehen gab. Denn ich war auf Reisen – ich wollte so vieles wie nur irgendwie möglich sehen und tagtäglich neue Abenteuer erleben. Und längere Zeit an einem Ort zu bleiben und es ruhig anzugehen… tja, das tat ich schon zuhause.
Doch Reisen verändert, ordnet die Prioritäten neu, lässt dich wachsen und eröffnet dir eine komplett neue Sichtweise.
Unser Körper und unser Geist ist nicht dafür gemacht, pausenlos Vollgas zu geben oder jeden Tag neue Eindrücke zu verarbeiten. Irgendwann braucht er seine Auszeit, braucht eine Pause um all das Gesehene zu verarbeiten. Außerdem bietet sich dir so die Chance, einen Ort auch wirklich kennenzulernen und zu genießen.
Doch es gibt noch einige andere Gründe, wieso es besser ist sich selbst beim Reisen Zeit zu lassen und auch einmal inne zu halten.
Hier also meine Gründe, wieso es sich lohnt langsamer zu reisen und wieso du es zumindest einmal versuchen solltest.
Reisen ist kein Wettbewerb
Beim Reisen sollte es nicht darum gehen irgendwelche Punkte von einer Bucket Liste abzuhacken. Versteh mich nicht falsch – eine Bucket Liste kann eine super Unterstützung sein, eine super Hilfestellung. Mach bitte nur nicht den Fehler, dich komplett an sie zu klammern. Denn es sollte bei deiner Reise nicht darum gehen, irgendjemanden zu beeindrucken.
Das Ziel sollte nicht sein, von einem Ort zum Anderen zu hüpfen, nur um sagen zu können, dass du schon einmal dort warst…
Du reist nicht für Andere, sondern du tust es nur für dich! Für dich ganz allein!
Du tust es, weil du Lust darauf hast, weil es dir Spaß macht du es liebst die Welt zu erkunden und weil es dein Traum ist, diese Reise zu machen. Du tust es, weil es dich glücklich macht.
Doch wie sollst du das Reisen selbst, die Welt um dich herum genießen, wenn du nur ständig nur unterwegs bist und dir keine Chance gibst im Moment zu leben und diesen zu genießen?
Nimm dir also bitte die Zeit. Schalte einen Gang runter. Denn langsames Reisen ermöglicht es dir, intensiv zu reisen.

Die Chance das Leben vor Ort kennenzulernen
Wenn du langsam reist, hast du die einmalige Chance einen Ort auch wirklich kennenzulernen. Denn du kannst tiefer in die Kultur diese Landes eintauchen.
Finde deinen Lieblingsort, lerne interessante Menschen und ihr Leben kennen. Verlass den Touristenpfad und lebe das Leben eines Einheimischen.
Du wirst Orte ganz anders kennenlernen, lernst sie zu verstehen und sie, mit all ihren Eigenheiten, lieben.
Und vielleicht entwickelst du an deinem Lieblingsort sogar deine ganz eigene Routine – du frühstückst vielleicht immer im selben Café, gehst frühmorgens immer am Strand spazieren oder kaufst dir jeden Abend den gleichen Smoothie. Es mag sich verrückt anhören, aber eine kleine Routine nimmt uns das Gefühl der Fremde und lässt uns ein Stückchen mehr wie zuhause fühlen.
Du wirst einiges an Geld sparen
Langsames Reisen ist sogar weitaus günstiger, als dauernd von einem Ort zum Anderen zu hüpfenden.
Wenn du längere Zeit an einem Ort bleibst, wirst du Läden und Restaurants abseits der Touristenpfade finden. Läden, zu denen auch Einheimische gehen und das macht sie gleich viel günstiger. Auch gibt es in den meisten Hostels einen Rabatt dafür, wenn du dich entschließt mehr als nur ein paar Nächte zu bleiben. Und zu guter Letzt ersparst du dir einiges an Transportkosten.
Gerade langsames Reisen ist also für einen kleineren Geldbeutel ideal.

Sich erholen und dem Travel-Blues vorbeugen
Langsames Reisen sorgt nicht nur dafür, das du dich auch wirklich erholen kannst, sondern es beugt auch dem sogenannten Travel-Blues vor. Es verhindert auch, dass du reisemüde wirst.
Viele brechen auf, um die Welt mit all ihren wunderschönen Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Viele reisen aber auch, um wieder Energie zu tanken und gleichzeitig alte Gewohnheiten zu durchbrechen.
Doch wie soll dir all das gelingen, wenn du dir zwischendurch keine noch so kure Pause gönnst?
Wenn du von Ort zu Ort hüpfst, jeden Tag ein volles Programm hast mit zig Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten und das alles ganz ohne Pause… dann wirst du eines Tages aufwachen und plötzlich bemerken, wie müde du doch nicht bist.
Du wirst müde vom Reisen sein.
Dir wird kein Tempel, kein Wasserfall und kein Naturphänomen mehr wirklich gefallen, denn in deinen Augen sieht alles wieder gleich aus. Der Funke ist nicht mehr da. Plötzlich ist alles wieder ganz gewöhnlich.
Wenn dieser Zeitpunkt eines Tages kommen sollte, dann leg eine Pause ein. Lass deinen Kopf zur Ruhe kommen und die ganzen Eindrücke verarbeiten. Nimm dir Zeit.
Du wirst sehen, nach einiger Zeit wird die Müdigkeit wie weggeblasen sein und das Reisen wird dir wieder Spaß machen.

Wie ich das langsame Reisen für mich entdeckte
Anfangs hat mich das Reisefieber richtig gepackt. Jeden Tag volles Programm. Ich wollte alles sehen, alles erleben – ganz egal wie kurz die Zeit in Wahrheit dafür war.
Bei kürzeren Städtetrips an sich ja kein Problem. Auch wenn ich dort schon merke, dass ich mich nie wirklich erholte, sondern oft genauso angespannt wie vor meinem Trip nach Hause kam. Ich hatte keinen wirklichen “Urlaub”. Ich konnte die Zeit dort nicht in vollen Zügen genießen. Denn ich hatte immer im Hinterkopf mehr und mehr entdecken zu müssen.
Doch dieses Verhalten fiel mir zum damaligen Zeitpunkt gar nicht auf. Rückblickend erkenne ich, wie viel ich mir mit meiner vorherigen Art des Reisens aufgebürdet habe. Wie viel ich in Wahrheit dadurch verpasst habe.
Dann kam jedoch meine erste längere Reise nach Japan. Es fing auch alles ganz normal an: ich eilte von einer Sehenswürdigkeit zur Anderen, ohne sie wirklich zu sehen oder zu genießen. Irgendwann war ich müde, einfach nur müde und komplett demotiviert. Ich verlor den Spaß an einem Land, in das ich mich bis heute unsterblich verliebt habe. Ich würde einem Land gegenüber gleichgültig, das sich für mich bereits im ersten Moment nach zuhause anfühlte. Und so launisch und motivationslos ich manchmal sein kann, diese Müdigkeit kannte ich bis dahin nicht von mir.
Was sollte ich tun?
Ich hatte keinen konkreten Plan, geschweige denn kannte ich das Wort für diesen Zustand, sondern ich ging es intuitiv die nächsten Tage einfach etwas langsamer an. Ich schlief schlief länger, saß viel in Kaffeehäusern und nahm mir Zeit für mich, genauso wie ich es immer zuhause getan hatte. Mehr nicht. Keine Sehenswürdigkeiten oder Abenteuer mehr – ich hatte in diesem Moment einfach keine Kraft dafür.
Und tatsächlich, nach einigen Tagen merkte ich bereits einen Unterschied – ich war wieder fröhlicher und aktiver… nach und nach hatte ich auch wieder Lust neue Dinge zu entdecken. Da wusste ich, dass ich wieder in Ordnung war. Das Abenteuer konnte weitergehen.W
TRAVELING is about finding those things you never knew you were looking for.
Unknown
Mittlerweile ist langsames reisen genau zu meinem Reisestil geworden. Ich nehme mir Zeit und wenn das bedeutet, gewisse Sachen vielleicht nicht zu sehen, ist das mehr als okay. Solange ich zufrieden und glücklich bin, mache ich alles richtig.
Auch ich musste lernen, dass Reisen kein Wettbewerb ist, dass ich niemanden beeindrucken muss und meine Reisen nur für mich machen.
Klar stehen auf meiner Liste von Sehenswürdigkeiten, die ich eines Tages gerne sehen möchte, noch genauso viele Sachen wie vorher und es werden von Reise zu Reise mehr, aber jetzt ich nehme mir einfach dreimal so viel Zeit dafür. Denn ich will meine Reise auch wirklich erleben, will ein Teil davon sein und nicht einfach nur beobachten, wie sie viel zu schnell an mir vorbeizieht.
Wie ist dein Reisestil? Was sind deine Erfahrungen? Was hältst du vom langsameren Reisen?
Erzähl mir davon in deinem Kommentar. 😊
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